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Info 2018-2

Deutscher Katholikentag Münster 2018

Unter diesem Stichwort fand vom 9. bis zum 13. Mai 2018 der 101. Katholikentag in Münster statt. Für die Kirchengewerkschaft war es der zweite Katholikentag. Der zweite zusammen mit dem ZKD (Zentralverband der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen katholischer Kirchen Deutschland e.V.).

Wie beim 100. Katholikentag in Leipzig hatten sich der Bundesvorstand des ZKD und der Bundesvorstand der Kirchengewerkschaft im Rahmen eines ökumenischen Standes darauf verständigt, sich auf der Kirchenmeile zu präsentieren. Mit Kollegen aus dem Landesverband Hessen und Nord sind wir dann in gewohnter Weise auch vom Kirchentag am Tag vorher angereist, um unseren Stand aufzubauen und zu präsentieren.

Der offizielle Ablauf begann mit dem Abend der Begegnung am Mittwochabend mit dem offiziellen Eröffnungsteil. Die Kolleginnen und Kollegen der Kirchengewerkschaft sowie des ZKDs hat insbesondere die Eröffnungsrede des Bundespräsidenten Frank­Walter Steinmeier beeindruckt. Es ist ihm gelungen, in seiner kurzen, prägnanten Rede alle wichtigen Teile der Zeitgeschichte unter dem Thema Frieden zu benennen. So wurden das Unglück von Münster, die politische Diskussion des Weltfriedens, Atomabkommen, die Frage um das Kruzifix in den Behörden von Bayern sowie der offizielle Slogan des Katholikentags "Suche Frieden" thematisiert.

Die Pressestelle des Katholikentages hat vermeldet, dass mehr als 75.000 Teilnehmer auf dem Katholikentag waren und dies der bestbesuchteste seit 1990, also nach dem Mauerfall in Berlin, war.

Die hohe Teilnehmerzahl haben wir natürlich auch auf unserem Stand gemerkt. Ausnahme war der Donnerstag (leider schwer verregnet), aber die Besucherströme nutzten unseren Stand, um einerseits solidarische Grüße zu übermitteln, andererseits ihre Situation zu benennen; aber auch, und dies war für die Standbesetzung des ZKDs und der Kirchengewerkschaft auffällig, um die Frage nach der Gewerkschaft in Kirche zu stellen und um Antworten zu erhalten. Wie wir es ja aus den letzten Jahren kennen, ist der Bekanntheitsgrad bzw. die zugegeben etwas skurrile Frage "Ist eine Gewerkschaft in der Kirche zulässig?" in diesem Jahr wieder extrem häufig gestellt worden.

Eine weitere Frage war die Abgrenzung zwischen Gewerkschaft und Mitarbeitervertretung. Viele Standbesucher haben gesagt: "Nee, brauche ich nicht, weil ich ja eine Mitarbeitervertretung habe". Als wir dann in vielen, wahrscheinlich Hunderten von Gesprächen mitgeteilt haben, worin der Unterschied liegt, gab es doch eine Verwunderung und ein höheres Interesse, sich doch einmal mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen.

Wir haben festgestellt, dass sich die Problematik, ob sie sich im caritativen oder im diakonischen Bereich befindet oder in der katholischen oder evangelischen Kirche, in 90% aller Fälle gleicht.

Kirche ist ein Wirtschaftsunternehmen, das, wenn wir es kritisch rückblickend betrachten, relativ rücksichtslos mit den Bedürfnissen der Beschäftigten in den diakonischen, caritativen, katholisch und evangelisch verfassten Kirchen umgeht. Dies sind Alarmzeichen, die auch viele Standbesucher durch die Mitnahme des Flyers oder weiterer Givings, die wir als Kirchengewerkschaft dabei hatten, zur Erinnerung dokumentierten.

Zur Erinnerung heißt nicht als Souvenir, sondern zur Erinnerung: "Ich werde das in den nächsten Tagen noch einmal lesen bzw. im Internet recherchieren."

Schauen wir, einen Tag nach dem Katholikentag, auf unsere statistischen Zahlen, sowohl im Internet als auch auf unserer Facebookseite, so kann man durchaus einen höheren Zugriff vermelden. Ob sich diese Kolleginnen und Kollegen dann bei der Kirchengewerkschaft oder bei dem ZKD als Mitglieder im Rahmen einer Solidarität oder einer notwendigen Rechtsberatung melden, werden die nächsten Wochen zeigen.

Aus den Reihen der Standbesetzung wurde noch einmal deutlich, dass sich zumindest im Bereich der katholischen Kirche eine Berufsgruppe dringend organisieren muss, und zwar die verbeamteten Pastorinnen und Pastoren.

Aus dem Bereich der evangelischen Kirche wissen wir, dass es dort Pfarrerverbände und Pfarrerorganisationen gibt. Dies ist, so haben wir seitens der Standmannschaft recherchiert, im Bereich der katholischen Kirche nicht zu finden, was uns auch viele aus dem Bereich der katholischen Kirche bestätigten. Die Herausforderungen, die sie zu meistern haben, ist, als Theologe einen Verwaltungsapparat zu formen, aufrechtzuerhalten, zu verwalten, der durch die Zusammenlegung von einer Gemeinde zu bis zu 7/9 Kirchengemeinden eine echte menschliche, körperliche, psychische und physische Belastung ist.

So haben viele mitgeteilt, dass die Perspektive, dass ihre einzelnen Bischöfe gemäß Dekret voraussichtlich bis zum 75 Lebensjahr den Dienst in der Kirche, katholischen Kirche, machen müssen, nicht unbedingt motivierende Wirkung gehabt hat. Auch wenn man sich die Krankheitsstatistiken der katholischen Pfarrer anschaut, sind auch diese alarmierend. Klar ist, dies ist kein Feld der Kirchengewerkschaft, es ist aber mit Sicherheit ein gro­ ßes Thema im Bereich des Katholikentages gewesen.

Inhaltlich gab es natürlich auch viele Themen theologischer, wirtschaftlicher und arbeitsrechtlicher Natur, ob es um den Arbeitnehmergottesdienst ging, ob es um Arbeitnehmerfragen im Bereich der Pflege, der Erziehungsdienste ging oder um die Frage der Vergütungen mit Blick auf den Fachkräftemangel.

Auf dem Stand bei uns wurden viele Themen angesprochen, die einen regionalen Bezug haben. So war natürlich auch das Thema Tarifverträge in der Caritas ein großes Thema, sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dies wünschen, aber selber trotz ihres starken Glaubens in und an der Kirche nicht an einen Tarifvertrag im Bereich der katholischen Kirche sowie der Caritas glauben mögen oder glauben können. Hier geht es auch darum, dass der Organisationsgrad katholischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch viel geringer ist, als wir ihn im Bereich der evangelischen Kirche feststellen können.

Der Blick auf diese Realität zeigt noch einmal deutlich die Motivation der Standbesetzung, hier weiterhin ein genaues Augenmerk darauf zu werfen sowie mit anderen Berufsverbänden, mit anderen Organisationen, die sich in dem Bereich engagieren, ins Gespräch zu kommen, nach Zusammengehen, nach Kooperationen oder nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Der große Gedanke der Solidarität, den wir natürlich aus der Kirchengewerkschaft heraus kennen, muss - so die Kollegen der Standmannschaft - noch einmal neu aufgebaut werden.

Es mag am Katholikentag liegen, aber es gab schon bei uns das Gefühl, dass der Zeitpunkt einer Solidarität und damit einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft oder ggf. im ZKD groß sein könnte, wenn es denn in letzter Konsequenz die Kolleginnen und Kollegen auch so für sich mitnehmen und den letzten Schritt der Unterschrift einer Beitrittserklärung vollziehen.

So haben wir mit vielen Berufsgruppen sprechen können, die klar formuliert haben, sie möchten, dass ihre Berufsgruppe gestärkt wird. Das waren nicht nur die uns bekannten Erzieherinnen und Erzieher, die Pflegekräfte, sondern auch Pastoralreferenten, Gemeindereferenten, Heilpädagogen oder auch andere sehr katholisch spezifizierte Berufsgruppen.

In den kleinen Zwischengesprächen, die wir mit den Kollegen des ZKD hatten, und auch in den Feierabendgesprächen hat sich herauskristallisiert, dass auch wir den Anfang machen sollten, mehr gemeinsam zu tun. Hier gibt es aber durchaus noch viel Klärungsbedarf. Es sind noch viele Gespräche zu führen, und es müssen weitergehende Ideen, Strategien und Wünsche formuliert werden, die dann von den jeweiligen Bundesvorständen in ihren Gremien bis in die letzte Spitze Deutschlands kommuniziert werden müssen.

Wir wissen, dass dieses ein langer Weg ist, wir wissen, dass wir es wollen, und wir wissen, dass wir verschiedene Verbände wie z.B. den Verband der Pfarrhaushelferinnen, den Verband der Pfarrsekretärinnen oder auch noch andere Berufsverbände wie z.B. die der Küster, der Friedhofsmitarbeiter neu herausfordern müssen.

Die Tage Donnerstag, Freitag und Samstag, an denen wir von 10:30 Uhr bis 19:00 Uhr mit den Kollegen auf dem Schlossplatz in Münster diskutiert haben, waren immer wieder geprägt von großer Gemütlichkeit, von Ruhe und Genießen, da an den Tagen die Sonne ihr Bestes tat und auch die Kolleginnen und Kollegen sich zum Teil bei uns, dem Stand Kirchengewerkschaft/ZKD mit Kaffee, Süßwaren (gegen Unterzuckerung) sowie Mineralwasser versorgt haben.

Der Bundesvorstand wird nun die nächsten Wochen nutzen dürfen, sich intensiver mit den mitgebrachten Fragen, Wünschen und Anregungen auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie die gemeinsame Arbeit im katholischen Bereich mit anderen Verbänden, Organisationen und nicht zuletzt mit dem ZKD aussehen kann, aussehen wird oder aussehen soll. Sicher ist, wir haben bei vielen Eindruck hinterlassen, da eine Kirchengewerkschaft auf dem großen Schlossplatz definitiv "Aufsehen" bei den kirchlich Beschäftigten/Mitarbeitenden hervorgerufen hat.

Im Verhältnis können wir sagen, dass es nicht nur der bestbesuchteste Katholikentag in der Statistik war, sondern wir als Standbesetzung haben auch im Verhältnis zu den ganzen Jahren viel mehr an Informationsmaterial verteilt, viel mehr Gespräche geführt, viel mehr Ideen mitgenommen, uns viel mehr ausgetauscht und viel mehr Kaffee und Wasser getrunken als in den letzten Jahren auf den Katholiken­ oder Kirchentagen. Wir, die Standbesetzung, waren erschöpft, zufrieden, motiviert - und vielleicht sehen wir uns mit einer neuen Standbesetzung auf dem evangelischen Kirchentag oder dem nächsten Katholikentag wieder.


Mit solidarischen Grüßen und Wünschen
__ Hubert Baalmann,
Gewerkschaftssekretär

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