Ich möchte Ihnen einmal dieses Buch
empfehlen.
Es erzählt wahre Geschichten aus dem
Leben, die zeigen, inmitten welchen Irrsinns aus pädagogischen Modellen, überforderten Eltern und bildungspolitischen
Trugschlüssen sich der Alltag von Erzieherinnen und Erziehern mittlerweile abspielt.
Die Autorinnen wollen keine Schuld zuweisen, aber Verantwortung benennen
und zeigen, welche Einflüsse Kinder oft
als Tyrannen wirken lassen. Ein Praxisbuch mit vielen eindrücklichen Fallbeispielen, verständlich, glaubwürdig. Ein
erziehungspolitischer Appell.
Aus der großangelegten Studie 2016 des
Aktionsbündnisses, in dem die Kirchengewerkschaft vertreten ist, wissen wir,
wie sich die Personalsituation in den Kindertageseinrichtungen in Schleswig Holstein darstellt. Was Personalausfälle für
die Betroffenen: Kinder, pädagogische
Buchvorstellung
Fachkräfte und Leitungskräfte bedeuten.
Welche Folgen Personalausfälle für die
Kitas haben und wie KitaLeitungen mit
Personalausfällen umgehen.
Die Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang stellt, ist: Was ist mit dieser
Studie passiert, was hat sich seitdem für
unsere Kollegen und Kolleginnen ver
ändert? Haben sich die Gruppen verkleinert, gibt es mehr Personal, wird ein Betriebliches Gesundheitsmanagement
durchgeführt u.v.m?
Was tatsächlich gelungen ist: Die Mitarbeiter/innen bekommen mehr Lohn.
Aber danach wurde in der Studie eigentlich nicht gefragt.
Auch werden in dieser Studie Inhalte,
wie im Buch beschrieben, noch gar nicht
berücksichtigt. Nämlich der alltägliche
Wahnsinn in den Einrichtungen, die
Veränderungen in den familiären Lebenssituationen, die Veränderungen der
Erziehungsmethoden und die Veränderung der Kinder in ihrem Umfeld heute. Ebenfalls ist der demografische Wandel in der Personalplanung überhaupt
kein Thema.
In erster Linie ist hier natürlich die Politik gefragt, denn hier werden Gesetze
gemacht. Das Kindertagesstättengesetz
gibt u. a. die „Mindestvoraussetzung“,
wie z.B. den Personalschlüssel und die
Gruppengröße vor. Ebenfalls werden die
Bildungsleitlinien vom Gesetzgeber entwickelt (allerdings ohne jeglichen praxisnahen Bezug zur Umsetzung in den Einrichtungen).
In diesem Zusammenhang frage ich mich
natürlich auch: Kann unsere Kirchengewerkschaft auch etwas tun, damit es zu
positiven Veränderungen im pädagogischen Arbeitsfeld kommt? Spontan fallen mir folgende (ideologische) Themen
ein:
__ Entgelt für Fachkräfte in der Ausbildung
__ Reduzierung der Arbeitszeit älterer
Mitarbeiter/innen bei vollem Lohnausgleich
__ Einführung eines Sabbaticals, einer
Auszeit für alle pädagogischen Fachkräfte u.a. als Ausgleich für den Wegfall der Altersteilzeit
__ Einführung eines verbindlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements in allen Dienststellen
__ Zur Entlastung der Leitungskräfte zusätzliche verpflichtende Einstellung
von Verwaltungskräften (verbindlich
ab einer Anzahl von 3 Gruppen)
__ KindFachkraftSchlüssel festlegen
(unabhängig vom Kindertagesstättengesetz)
Ok, irgendwann komme auch ich wieder
von meiner Wolke runter.
Aber eines weiß ich mit Sicherheit, es ist
im Kitabereich nicht 5 vor 12, sondern
bereits 5 nach 12. Und wenn sich nicht
endlich etwas in den Strukturen und Rahmenbedingungen zum Positiven entwickelt, was den Fachkräftemangel zu
reduzieren und den jetzigen Mitarbeiter/
innen zu helfen vermag, dann werden
wir in 3 bis 5 Jahren einen „Supergau“ erleben.
Ich werde dann „Neurentnerin“ sein und
sagen: Dank meines Ausstiegs 2014 aus
der Leitung einer großen Kita, in der ich
übrigens sehr gerne arbeitete, jedoch
aus Krankheitsgründen ausschied, habe ich es einigermaßen bis zur Rente geschafft. Leider wird es vielen meiner Kollegen/innen nicht so ergehen.