Wie beim 100. Katholikentag in Leipzig hatten sich der Bundesvorstand des ZKD und der Bundesvorstand der Kirchengewerkschaft im Rahmen eines
ökumenischen Standes darauf verständigt, sich auf der Kirchenmeile zu präsentieren. Mit Kollegen aus dem Landesverband Hessen und Nord sind wir
dann in gewohnter Weise auch vom
Kirchentag am Tag vorher angereist, um
unseren Stand aufzubauen und zu präsentieren.
Der offizielle Ablauf begann mit dem
Abend der Begegnung am Mittwochabend mit dem offiziellen Eröffnungsteil. Die Kolleginnen und Kollegen der
Kirchengewerkschaft sowie des ZKDs
hat insbesondere die Eröffnungsrede des
Bundespräsidenten FrankWalter Steinmeier beeindruckt. Es ist ihm gelungen,
in seiner kurzen, prägnanten Rede alle
wichtigen Teile der Zeitgeschichte unter dem Thema Frieden zu benennen. So
wurden das Unglück von Münster, die
politische Diskussion des Weltfriedens,
Atomabkommen, die Frage um das Kruzifix in den Behörden von Bayern sowie
der offizielle Slogan des Katholikentags
"Suche Frieden" thematisiert.
Die Pressestelle des Katholikentages hat
vermeldet, dass mehr als 75.000 Teilnehmer auf dem Katholikentag waren und
dies der bestbesuchteste seit 1990, also
nach dem Mauerfall in Berlin, war.
Die hohe Teilnehmerzahl haben wir natürlich auch auf unserem Stand gemerkt.
Ausnahme war der Donnerstag (leider
schwer verregnet), aber die Besucherströme nutzten unseren Stand, um einerseits solidarische Grüße zu übermitteln, andererseits ihre Situation zu benennen; aber auch, und dies war für die
Standbesetzung des ZKDs und der Kirchengewerkschaft auffällig, um die Frage nach der Gewerkschaft in Kirche zu
stellen und um Antworten zu erhalten.
Wie wir es ja aus den letzten Jahren kennen, ist der Bekanntheitsgrad bzw. die zugegeben etwas skurrile Frage "Ist eine Gewerkschaft in der Kirche zulässig?" in
diesem Jahr wieder extrem häufig gestellt worden.
Eine weitere Frage war die Abgrenzung
zwischen Gewerkschaft und Mitarbeitervertretung. Viele Standbesucher haben
gesagt: "Nee, brauche ich nicht, weil ich
ja eine Mitarbeitervertretung habe". Als
wir dann in vielen, wahrscheinlich Hunderten von Gesprächen mitgeteilt haben,
worin der Unterschied liegt, gab es doch
eine Verwunderung und ein höheres Interesse, sich doch einmal mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen.
Wir haben festgestellt, dass sich die Problematik, ob sie sich im caritativen oder
im diakonischen Bereich befindet oder
in der katholischen oder evangelischen
Kirche, in 90% aller Fälle gleicht.
Kirche ist ein Wirtschaftsunternehmen,
das, wenn wir es kritisch rückblickend
betrachten, relativ rücksichtslos mit den
Bedürfnissen der Beschäftigten in den
diakonischen, caritativen, katholisch und
evangelisch verfassten Kirchen umgeht.
Dies sind Alarmzeichen, die auch viele
Standbesucher durch die Mitnahme des
Flyers oder weiterer Givings, die wir als
Kirchengewerkschaft dabei hatten, zur
Erinnerung dokumentierten.
Zur Erinnerung heißt nicht als Souvenir,
sondern zur Erinnerung: "Ich werde das
in den nächsten Tagen noch einmal lesen bzw. im Internet recherchieren."
Schauen wir, einen Tag nach dem Katholikentag, auf unsere statistischen Zahlen,
sowohl im Internet als auch auf unserer
Facebookseite, so kann man durchaus einen höheren Zugriff vermelden. Ob sich
diese Kolleginnen und Kollegen dann
bei der Kirchengewerkschaft oder bei dem
ZKD als Mitglieder im Rahmen einer Solidarität oder einer notwendigen Rechtsberatung melden, werden die nächsten
Wochen zeigen.
Aus den Reihen der Standbesetzung wurde noch einmal deutlich, dass sich zumindest im Bereich der katholischen Kirche
eine Berufsgruppe dringend organisieren muss, und zwar die verbeamteten
Pastorinnen und Pastoren.
Aus dem Bereich der evangelischen Kirche wissen wir, dass es dort Pfarrerverbände und Pfarrerorganisationen gibt. Dies
ist, so haben wir seitens der Standmannschaft recherchiert, im Bereich der katholischen Kirche nicht zu finden, was
uns auch viele aus dem Bereich der katholischen Kirche bestätigten. Die Herausforderungen, die sie zu meistern haben, ist, als Theologe einen Verwaltungsapparat zu formen, aufrechtzuerhalten,
zu verwalten, der durch die Zusammenlegung von einer Gemeinde zu bis zu 7/9
Kirchengemeinden eine echte menschliche, körperliche, psychische und physische Belastung ist.
So haben viele mitgeteilt, dass die Perspektive, dass ihre einzelnen Bischöfe gemäß Dekret voraussichtlich bis zum 75 Lebensjahr den Dienst in der Kirche, katholischen Kirche, machen müssen, nicht
unbedingt motivierende Wirkung gehabt
hat. Auch wenn man sich die Krankheitsstatistiken der katholischen Pfarrer anschaut, sind auch diese alarmierend. Klar
ist, dies ist kein Feld der Kirchengewerkschaft, es ist aber mit Sicherheit ein gro
ßes Thema im Bereich des Katholikentages gewesen.
Inhaltlich gab es natürlich auch viele
Themen theologischer, wirtschaftlicher
und arbeitsrechtlicher Natur, ob es um
den Arbeitnehmergottesdienst ging, ob
es um Arbeitnehmerfragen im Bereich
der Pflege, der Erziehungsdienste ging
oder um die Frage der Vergütungen mit
Blick auf den Fachkräftemangel.
Auf dem Stand bei uns wurden viele Themen angesprochen, die einen regionalen Bezug haben. So war natürlich auch
das Thema Tarifverträge in der Caritas
ein großes Thema, sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dies wünschen, aber selber trotz ihres starken
Glaubens in und an der Kirche nicht an
einen Tarifvertrag im Bereich der katholischen Kirche sowie der Caritas glauben
mögen oder glauben können. Hier geht
es auch darum, dass der Organisationsgrad katholischer Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer noch viel geringer ist,
als wir ihn im Bereich der evangelischen
Kirche feststellen können.
Der Blick auf diese Realität zeigt noch einmal deutlich die Motivation der Standbesetzung, hier weiterhin ein genaues
Augenmerk darauf zu werfen sowie mit
anderen Berufsverbänden, mit anderen
Organisationen, die sich in dem Bereich
engagieren, ins Gespräch zu kommen,
nach Zusammengehen, nach Kooperationen oder nach Gemeinsamkeiten zu
suchen. Der große Gedanke der Solidarität, den wir natürlich aus der Kirchengewerkschaft heraus kennen, muss - so
die Kollegen der Standmannschaft -
noch einmal neu aufgebaut werden.
Es mag am Katholikentag liegen, aber
es gab schon bei uns das Gefühl, dass
der Zeitpunkt einer Solidarität und damit einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft oder ggf. im ZKD groß sein
könnte, wenn es denn in letzter Konsequenz die Kolleginnen und Kollegen
auch so für sich mitnehmen und den
letzten Schritt der Unterschrift einer
Beitrittserklärung vollziehen.
So haben wir mit vielen Berufsgruppen
sprechen können, die klar formuliert haben, sie möchten, dass ihre Berufsgruppe gestärkt wird. Das waren nicht nur
die uns bekannten Erzieherinnen und
Erzieher, die Pflegekräfte, sondern auch
Pastoralreferenten, Gemeindereferenten,
Heilpädagogen oder auch andere sehr
katholisch spezifizierte Berufsgruppen.
In den kleinen Zwischengesprächen, die
wir mit den Kollegen des ZKD hatten,
und auch in den Feierabendgesprächen
hat sich herauskristallisiert, dass auch
wir den Anfang machen sollten, mehr gemeinsam zu tun. Hier gibt es aber durchaus noch viel Klärungsbedarf. Es sind
noch viele Gespräche zu führen, und es
müssen weitergehende Ideen, Strategien
und Wünsche formuliert werden, die dann
von den jeweiligen Bundesvorständen
in ihren Gremien bis in die letzte Spitze
Deutschlands kommuniziert werden
müssen.
Wir wissen, dass dieses ein langer Weg
ist, wir wissen, dass wir es wollen, und
wir wissen, dass wir verschiedene Verbände wie z.B. den Verband der Pfarrhaushelferinnen, den Verband der Pfarrsekretärinnen oder auch noch andere
Berufsverbände wie z.B. die der Küster,
der Friedhofsmitarbeiter neu herausfordern müssen.
Die Tage Donnerstag, Freitag und Samstag, an denen wir von 10:30 Uhr bis 19:00
Uhr mit den Kollegen auf dem Schlossplatz in Münster diskutiert haben, waren
immer wieder geprägt von großer Gemütlichkeit, von Ruhe und Genießen, da
an den Tagen die Sonne ihr Bestes tat
und auch die Kolleginnen und Kollegen
sich zum Teil bei uns, dem Stand Kirchengewerkschaft/ZKD mit Kaffee, Süßwaren (gegen Unterzuckerung) sowie Mineralwasser versorgt haben.
Der Bundesvorstand wird nun die nächsten Wochen nutzen dürfen, sich intensiver mit den mitgebrachten Fragen, Wünschen und Anregungen auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken,
wie die gemeinsame Arbeit im katholischen Bereich mit anderen Verbänden,
Organisationen und nicht zuletzt mit dem
ZKD aussehen kann, aussehen wird oder
aussehen soll. Sicher ist, wir haben bei
vielen Eindruck hinterlassen, da eine
Kirchengewerkschaft auf dem großen
Schlossplatz definitiv "Aufsehen" bei den
kirchlich Beschäftigten/Mitarbeitenden
hervorgerufen hat.
Im Verhältnis können wir sagen, dass es
nicht nur der bestbesuchteste Katholikentag in der Statistik war, sondern wir
als Standbesetzung haben auch im Verhältnis zu den ganzen Jahren viel mehr
an Informationsmaterial verteilt, viel
mehr Gespräche geführt, viel mehr Ideen
mitgenommen, uns viel mehr ausgetauscht und viel mehr Kaffee und Wasser getrunken als in den letzten Jahren
auf den Katholiken oder Kirchentagen.
Wir, die Standbesetzung, waren erschöpft,
zufrieden, motiviert - und vielleicht sehen wir uns mit einer neuen Standbesetzung auf dem evangelischen Kirchentag oder dem nächsten Katholikentag
wieder.
Mit solidarischen Grüßen und Wünschen
__ Hubert Baalmann,
Gewerkschaftssekretär